Montag, April 11, 2005

Von Goethe, SportlerInnen und wirklich dicken Dingern

Die Welt ist ein Dorf! So ist der Vater meines Vermieters, der Herr Stross, auf Grund seiner Verdienste in der Musik mit dem silbernen Ehrenschild der Stadt Siegburg ausgezeichnet worden. Da habe ich wirklich ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut, als ich die Urkunde in meinem Zimmerchen hängen sah. Doch damit nicht genug, die Pianistin Susanne Kessel, die hier zu Gast war, kommt aus Bonn und lebt dort in der schönen Altstadt. Und nun kommts ganz dick. Eine Isländerin, Solrun, die ich kennen lernte, hat auch zwei Jahre in ... Trommelwirbel Bonn gelebt und zwar nicht irgendwo, sondern in der Niebuhrstrasse, im Haus neben meinem Bruder bei der selben Vermieterin. Sie behauptet sich zu erinnern wie mein Bruder ihr bei einer Fahrradreparatur geholfen hat. Daraufhin brach ich in schallendes Gelächter aus und sagte, dann wäre es nicht mein Bruder gewesen.
Kleiner Scherz, natürlich ist mein Bruder an vorderster Front, wenn er einer netten Dame helfen kann. Wer ihn kennt, weiß wie galant er ist bzw. sein kann. Kleine feine Welt!

Bevor es zu Goethe geht, hier noch ein flotter Blick auf das Haus, in dem ich lebe. Die Fenster ganz oben sind meine Almöhi- Fenster von wo aus ich auf Geißen-Peter und die guate Heidi blicken kann.



Das Goethe-Zentrum in Reykjavik ist wie ein Goethe-Institut, nur etwas kleiner. Jedoch hat man sich nicht lumpen lassen und mir meinen ersten Tag so heimisch wie nur möglich gemacht.



So hat der Deutschlehrerverband sehr zu meiner Freude zu Speis und Trank eingeladen. Seltsamer Weise wurde mein Englisch nach jedem Bier besser, ganz zu schweigen von meinem Isländisch.
Zu meinen Aufgaben gehören neben Bibliotheksarbeiten



auch Erstellen von Programmheften, wie hier das von Susanne Kessel



und natürlich Unterstützung des Leiters, Dr. Weiß, hier rechts im Bild bei neuen kulturellen Angeboten wie Lesungen, Konzerte und Filmabende deutscher Künstler, sowie trollhafte Tätigkeiten für Harpa, links im Bild, in deren Hand sich die Verwaltung befindet. Man kann sagen, es handelt sich hier um ein Triumvirat, immer auf der Suche nach neuen kulturellen Höhepunkten aus deutschen Landen.



Und manchmal, ganz selten, hat man Zeit, die Zeitung zu studieren, um dann Besuchern des Goethe-Zentrums immer von den aktuellen Ereignissen südlich des 66 Breitengrads berichten zu können.



Das Goethe-Zentrum liegt, der Name ist Programm, oberhalb einer Buchhandlung an der Haupteinkaufsstrasse Reykjaviks, also sehr zentral.





Mit einem oft unverbauten Blick auf die angrenzenden Berge hat man hier auch einen sehr angenehmen Weg zur Arbeit. Bei jedem Wetter – und davon gibt es hier seeeeeehhr sehr viel verschiedene, oft auch schnell hintereinander – erscheinen die Berge in einem anderen Licht.



Das Konzert von Susanne Kessel, die auch Body Double von Franka Potente in ihrem letzten Film „blue print“ war, war dann auch ein voller Erfolg. So freuten sich nicht nur die Zuschauer



sondern auch die drei bekanntesten Isländischen Komponisten (v.r.) Arni Egilsson, Þorkell Sigurbjörnsson und Atli Heimir Sveinsson



ja, auch ich war froh



zwar nicht über das Ergebnis der Championsleague, unser Troll Daniel hielt uns netter Weise auf dem Laufenden - sehr zur Freude der anwesenden Botschaftsmitarbeiter, sondern über den gelungenen Abend, der einen herrlichen Ausklang bei von der Botschaft gesponserten Wein hatte. Herrlich! Im Übrigen, die Isländer sind alle Chelsea-Fans, weil da einer der Ihren spielt. Eiður Smari Gudjonsen mit der Nummer 12, genannt, der schöne Blonde. Um ein paar Ecken sind die meisten hier auch gleich verwandt und so können sie quasi einem Familienmitglied zujubeln. Ok, gönnen wir ihnen dieses kurze Erfolgserlebnis, bevor am Dienstag die Lichter ausgehen.

Doch wie halten sich die Isländer eigentlich fit? Während meiner nicht mehr ganz so morgendlichen Runde um den Tjörn fiel mir dieses Grüppchen auf, die offensichtlich nicht ganz freiwillig um den See gejagt wurden. Wie sich nach mühevoller Recherche später herausstellte, handelte es sich hierbei um eine gymnasiale Schulklasse, die von Ihrer Lehrerin zum Laufen gezwungen wurden.



Interessant ist in Island, dass es eine Grundschule gibt, die bis zur 10. Klasse geht. Ab dort endet die Schulpflicht und man kann wie die Damen vom See zum Gymnasium gehen und dort dann in der 14. Klasse sein Abitur machen. Also von wegen die Deutschen sind immer die langsamsten. Aber sprachlich sind die lieben Leute hier wirklich versiert. Bis zum Jahr 2000 war Dänisch die erste Fremdsprache, gefolgt von Englisch, dass seit 2000 als erstes unterrichtet wird. Im Gymnasium hat man dann die Wahl, wo lange Deutsch mit 75% vorne im Rennen lag. In jüngster Zeit wird jedoch Spanisch immer beliebter, so dass Deutsch auf 50% zurückgefallen ist. Ihr seht aber, hier kommt man mit Englisch super durch, selbst der einfachste Frittenbudenmann kann gut Englisch und viele Studenten sogar Deutsch. Im Gegensatz zu Frankreich, wo selbst in manchen Touristen-Informationszentren nicht Englisch gesprochen wird, sei es aus Unkenntnis oder aus Unlust, ist dies hier die reinste Erholung. Selbst der derzeit berühmteste Asylant Bobby Fischer frohlockte jüngst in einem Zeitungsinterview, wie toll es hier sei, da ja jeder seine Sprache spräche. Zurück zum Sport. Wenn es im Tjörn nicht so kalt wäre, so wäre unsere kleine Sportlergruppe lieber in ihn hineingesprungen, als drumherum zu laufen, denn die Isländer lieben das Schwimmen. So ist dies auch ein Pflichtfach in der Grundschule. Geschwommen wird bei jedem Wetter und dank der heißen Quellen fast ausschließlich draußen. Und wenn man gerade nicht schwimmt, sitzt man in einem „hot pot“ und spricht über Gott und die Welt. Auch Fremde werden nicht ausgeschlossen, ob sie nun wollen oder nicht.



Hier ein „Hot Pot“:





Moderne Anlagen zur körperlichen Ertüchtigung gibt es hier natürlich auch. In diesem neuen Tempel des Schweißes findet man am Wochenende die Jugend, aber auch solche, die gerne jung bleiben würden.



Doch der Zahn der Zeit ist nicht aufzuhalten. In Würde altern sag ich da nur, denn die wirklich dicken Dinger findet man woanders, sie liegen förmlich auf der Strasse.





Das sind zwei Prachtexemplare, was!?!! Der schwarze Brummer steht übrigens unmittelbar vor dem Goethe-Zentrum, nur zur Orientierung. Autoverrückt sind sie also auch, die Isländer. Ich habe (relativ zur Dauer meiner Anwesenheit und der Einwohnerzahl) hier schon mehr Porsche gesehen als in Deutschland. Bevorzugt wird natürlich der Cayenne, der hier auch als stinknormales Taxi herumfährt, genauso wie die S-Klasse. Es scheint die Devise zu gelten größer, höher und breiter. Außerhalb der Stadt und abseits der Wege braucht man hier im Gegensatz zu Deutschland zwar wirklich geländegängige Fahrzeuge, doch „ausfahren“ kann man seine PS hier nirgends. Es gibt keine Autobahn und dafür überall Tempolimits. Es geht jedoch auch sanfter, nicht so ruppig, vielmehr blumig vorwärts



Euch allzeit gute Fahrt und beim nächsten Mal geht es dann hinaus in die Nacht.

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

hallo mein lieber,

ich bin immer wieder sehr entzückt, so bist du mir ja doch nicht so weit entfernt, muss immer wieder sehr schmunzeln..
fühl dich gedrückt!!
lena!

1:10 PM  
Anonymous Anonym said...

die gelegenheit dich mal im anzug zu bewundern gibt es ja auch nicht so häufig... wirklich sehr beeindruckend ;-)
gruß aus bonn, franziska

5:20 PM  
Anonymous Anonym said...

master wiegand,

ich bin immer wieder erstaunt wie du, quasi chamäleon-haft, in eine seriöse rolle schlüpfen kannst...
weiter so junge

8:33 PM  
Anonymous Anonym said...

Schatz, ich vermisse dich. Du bringst mich immer zum Lachen. Dicker kuss Deine jutta

5:06 PM  
Anonymous Anonym said...

Hej Kris!!

Dein Hause hat ja echt was von dem Goethe-Wohnhaus in Weimar ;o)!Schön, dass wir dank satfilm.de (oder wie es heißt...) nicht auf sämtliche isländischen Grundschüler (hihi) und Deine smarten Sprüche verzichten müssen. Viel Freude noch und bis bald - Carolin

9:10 AM  

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