Sonntag, April 24, 2005

Weiß

Jetzt weiß ich warum Island seinen Namen trägt. Eisland.



Nach getaner Arbeit habe ich mich auf den Weg gemacht, ein wenig die Natur Islands zu erkunden



und war mit zwei Kennern der Szene unterwegs. Leider nicht der dortigen Schneeszene. Da ich natürlich in Þingvellir, einem Nationalpark 50km von Reykjavik entfernt, mit meinen wasserdichten Trekking-Tretern nicht auf dem Weg, sondern daneben im Schnee laufen wollte, fragte ich, ob es denn hier Gletscherspalten o.ä. gebe. Als dieses verneint wurde – ok, ich habe die Antwort nicht wirklich abgewartet – stand ich schon mit einem Bein zwar nicht im Grab, aber im Schnee, ca. einen Meter, der mich anscheinend nicht tragen konnte und somit die Schwerkraft mal wieder den Kampf gegen mich gewann.



Da guck ich! Bei der Kaputze handelt es sich übrigens um eine Tarnkappe, wie man hier sehr fein erkennen kann, bzw. vielmehr nicht erkennt.



Und? Gesehen? Nach mehreren Erkundungen die Temperatur und Fließgeschwindigkeit des Wassers betreffend



Kehrte ich selbigen den Rücken und erblickte diese seltsamen Felsformationen



Hier in dem Nationalpark erkennt man deutlich die Auswirkungen der Kontinentalplatten-Verschiebungen. In Island driften die nordamerikanische und die eurasische
Lithosphärenplatte langsam auseinander und haben eben jenen Graben gebildet, der das ganze Land durchzieht. Man liegt sogar nicht ganz falsch, wenn man sagt, man wäre in fünf Minuten von Europa nach Amerika gelaufen. Die Geologen unter Euch dürfen mich gerne verbessern, um mein gefährliches Halbwissen zu erweitern.

Wenn man nun weiter ins Tal geht, gelangt man an einen Fluß, der direkt zum Alþing, dem ersten Regierungssitz Islands (930-1789), führt. Ich sitze da noch ganz fröhlich, nicht wissend welche brutalen Ereignisse dort vor langer Zeit geschahen.



An dieser Stelle des Flusses wurden die im Alþing gefällten Todesurteile direkt vollstreckt, indem die „Sünder“ dort ertränkt wurden. Ganz im Gegenteil zur heutigen, sehr emanzipierten, isländische Bevölkerung, wurden dort zumeist Frauen wegen Ehebruchs und anderer Hexereien getötet. Den Weg weiter hinunter gelaufen, gelangt man zu dem Versammlungsort, wo einmal im Jahr ein Großteil der Bevölkerung zusammen kam.



Auf der Ebene im Hintergrund (Þingvellir= Ebene der Versammlung) traf man sich, um Streitigkeiten zu belegen, Neuigkeiten auszutauschen und zu handeln, aber natürlich auch, um sich zu verlieben.
Die Stammesführer durften von oben auf das Volk herabsehen und Urteile fällen, so wie in dieser von ländlichen Laiendarstellern nachgespielten Szene.



Man achte auf den Stein oben links, der wie im Felsen eingeklemmt erscheint. Dieser unscheinbare Stein wachte über die Gerechtigkeit. Er ist der Wahrheitsstein und stürzt hinab, sobald die Unwahrheit gesprochen wird. Da der Stein noch immer an seiner Stelle liegt, kann man ruhigen Gewissens behaupten, dass die Isländer ein ehrliches Volk sind.

An bizarren Flusslandschaften vorbei, die noch fest in der Hand des Winters waren,



habe ich sie bändigen können - die wilden kleinen Isländer.



Die Ruhe und Gelassenheit dieser Tiere ist wirklich faszinierend. Selbst von einem umherwirbelnden Touristen, wie ich es war, ließen sie sich nicht irritieren und schienen sich im Schnee richtig wohl zu fühlen.



Auf jeden Fall haben diese Tierchen meinen Humor



Geritten bin ich hier noch nicht, aber bald werde ich mir so ein ein PS starkes, geländegängiges Viehhicle für eine Tour besorgen. Weiter ging es dann mit unserem mehrere PS starkem Fahrzeug, vorbei an Bergseen und weiten Landschaften



Bei den Straßenverhältnissen, die hier selbst im Frühjahr noch herrschen, wird deutlich, dass man mit Allradantrieb im Vorteil ist. Viele Strassen sind hier nicht passierbar. Jedoch sind Hauptstrassen wie die 1, die einmal um die Insel geht oder aber auch größere Strassen für normale PKWs gut passierbar, wenn man von dem ein oder anderen Schlagloch absieht. Ein Smart sollte besser nicht genutzt werden, da er schnell in einem Schlagloch versinken könnte.



Ihr kennt doch sicher auch alle die netten Schilder an der Autobahn „Gelassen geht’s schneller“, „Gurt „klick“ immer“ und „Rücksicht kommt an“, mit denen die Autofahrer vor all zu riskanten und rabiaten Fahrweisen abgehalten werden sollen. Anscheinend sind die Isländer auch nicht die bravsten Autolenker, jedoch fallen die Warnschilder hier doch deutlich drastischer aus.



An der Tafel werden immer die Zahl der Todesopfer aktualisiert, jedoch fand ich die Zahl von fünf Toten für Island seit Anfang des Jahres, auch bei einer Einwohnerzahl von 330.000, nicht sonderlich hoch, zumal die Straßen hier zum Teil abenteuerlich sind.

Auf der Rückfahrt nach Reykjavik habe ich dann auch die Quelle des wärmenden Nasses, welches die Stadt nie frieren lässt, entdeckt



Von hier aus wird das bis zu 200 Grad heiße Wasser in Leitungen nach Reykjavik gepumpt, wobei die Leitungen nicht sonderlich isoliert sind. Der große Wärmeverlust lässt sich verkraften. Wer will denn schon bei 80 Grad heißem Wasser duschen, der Temperatur, mit der das Wasser hier ankommt. Interessanter Weise befindet sich einer der kältesten Seen Islands nicht weit von hier. Bei Temperaturen um -2 Grad ist dies sicher nichts für Warmduscher!



Zurück aus den Bergen fuhr man aus den Wolken wieder in die Stadt, die einen bei Sonnenschein empfing



So setzt sich nun auch in der Stadt langsam der Sommer durch.



Wird aber auch Zeit! Denn Dank der Bonner Sonnenstrahlen ist es jetzt hier bei angenehmen 10 Grad richtig warm geworden.

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

du kannst dich entspannt zurücklehnen, denn in bonn ist es auch nicht viel wärmer...
trotzdem einen warmen gruß in den hohen norden! lena

1:25 PM  
Anonymous Anonym said...

lieber krizztian,

wär ich nicht dabeigewesen, würd ich jetzt sagen: MANN, da hast Du ja einen SCHÖNEN auslfug gemacht..

höhö...

nein, also ich bin immer noch ganz begeistert von unserer gemeinsamen tour und auch davon, wie Du darüber berichtest!

ich hab auf meiner site (die wächst in weniger als schneckentempo!!) unter PROJEKTE und dann direkt unter ISLAND einen link zu Deiner site gelegt - da hab ich mir das berichten dann schon gespart..

liebe grüsse aus bonn!
ich hab gestern in bayern ein elfenmärchen öffentlich gelesen und dafür heute eine super kritik im feuilleton bekommen - wow! neue karrieren in sicht???

deine susanne kessel

12:19 PM  
Anonymous Anonym said...

WIE....???? da gibts noch eine LENA???? / ich dachte es kann nur EINE geben!

Gruß zu dir, und pass mir ja auf, dass du mirr nicht einschneist!

Lena ( the one and only ;-) aus SU!)

12:39 PM  
Anonymous Anonym said...

Hello Sunshine!

Wahnsinn Deine Bilder! Ich bin schon ganz neidisch, dass ich hier im zugebauten Frankfurt sitzen muss...
Find ich schön, dass Du so viel tolle Sachen erlebst! Pass gut auf Dich auf - nicht dass sich dann doch mal eine Gletscherspalte auftut - und schreib schön fleißig weiter :-)

Fühl Dich lieb umarmt!

Dicker Kuß aus Ffm
- Nina -

12:55 PM  
Anonymous Anonym said...

Hallo lieber Kristian,

hier der versprochene kleine Kommentar zu Deinem aktuellen Bericht:

Vielen Dank für Deine Karte!

Gruß Ralf-Rolf

11:49 AM  

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