Vor einer sehr langen Zeit...
...habe ich meinen letzten Eintrag geschrieben und das ist ein nicht länger hinzunehmender Zustand, so ist er jetzt da, der frische Eintrag.
Möge er Euch ebenso erleuchten wie mich diese Morgensonne!
Es ist noch dunkel über Reykjavik, die Sonne hat sich gerade entschieden uns in Island so langsam die Ehre zu geben und ich bin schon längst unterwegs, immer im Auftrag die IsländerInnen zu bespaßen.
Doch was ich mache habt ihr ja nun schon zu genüge gehört, daher will ich heute mal eine kleine Lebenshilfe geben. Und zwar: Rauchfrei in den Mai. Jeder der schon immer aufhören wollte, sich aber nie von den kleinen Irrlichtern befreien konnte, möge nun die Augen öffnen und tief in sich kehren. Ja genau... tiefer ... und noch ein wenig stopp, jetzt bist Du genau richtig
Dein Gehirn, vom Rauch gespalten. Bei den anderen Organen wie Lunge und den nunmehr verkalkten Leitungen sieht es auch nicht sonderlich besser aus...
Rauchen ist schlecht!Böse!Pfui!Bähhh!
Jungs, dazu brauch ich jetzt wohl nichts mehr zu sagen
Mit diesen Plakaten sollen die Schüler vom Rauchen abgehalten werden, doch auch die isländischen Schüler sind bloß Schüler, die Verboten schelmisch trotzen
Einen neuen Einblick konnte ich während der Wahl zur Schülervertreter, Schülersprecher hießen die Leute in Deutschland - soweit ich mich erinnern kann. Hier wird nach allen Regeln des US Partei-Wahlkampfes angetreten und die Gruppen übertreffen sich mit gratis Frühstück, Pizza und Getränken. Sie werden dabei auch von Firmen wie Coca Cola und Dominos Pizza unterstützt und machen in der Woche vor der Wahl eine riesen Show. Wahlplakate dürfen natürlich nicht fehlen und so hat sich auch hier das Motto „Sex sells“ durchgesetzt.
Wer mir erklären kann, warum die Dame rechts so einen dicken Balken auf ihrem Körper hat, bekommt eine prima xxl Fritten in Bonn. Tja, der Körperkult bei den guten Isen...
Übrigens, die Leute auf den Postern waren real wählbare SchülerInnen
Erkennt Ihr sie wieder? Da waren unsere SV-Wahlkämpfe mit Gummibärchenskandal, Richys Watergate und leeren Versprechungen – eingeweihte erinnern sich an die „Toten Hosen“ – geradezu spießig.
Für mich heißt es aber nun vorerst Abschied nehmen, raus aus Reykjavik und ab in den Süden, auf die Westmännerinsel. Vorbei am Hochsicherheits-Gefängnis
gelangte ich zu der Fähre, die mich sicher auf die drei Stunden entfernte Insel bringen sollte
Da mein Lieblingsflugzeug, die Bryndis, jüngst verunglückte, ziehe ich die Schifffahrt vor. Kurz zur Bryndis: Von den Machern bei Icelandair wurde sie gezwungen in die gegen Frankfurt doch recht langweilige Stadt New York zu fliegen. Das hat die Arme so sehr geärgert, dass ihr vor Wut eine Ader im Kopf platzte. Die ganzen Geschichten über einen eingeschlagenen Blitz sind natürlich glatter Humbug. Icelandair konnte halt nicht zugeben, dass bei denen Flugzeuge gegen ihren Willen zum Fliegen gezwungen werden. Das erschütternde Ergebnis könnt Ihr Euch hier ansehen.
Aus Anteilnahme habe ich mir erstmal kräftig einen hinter die Binde gekippt und 1-36 Caipis geschlürft. Klar das da der örtliche Icecrusher mit seinem üblichen Bar-Geräten nicht weit kam. Da die Isländer aber ein sehr innovatives Völkchen sind, kam ein etwas größerer Icecrusher zum Einsatz.
So ein Gerät sollte Standart in jeder guten Bar sein. Ganz klar dass ich ein solches Maschinchen gleich gekauft habe.Also mein Crusher kommt in den Flur – zur Freude von Frau Veermann.
Die Fährfahrt war dann auch sehr lehrreich. So kann ich jedem nur die drei Regeln der Schläue mitgeben. Schaue niemals als Brillenträger in die entgegengesetzte Richtung aus der der Wind kommt. Schnippe niemals achtlos Kippen in den Wind, vor allem dann nicht wenn es sich bei dem Wind um einen Atlantiksturm handelt. Das kann schon mal ins Auge gehen. Und spucke nie über die Brüstung, um zu sehen aus welcher Richtung der Sturm bläst. Er dreht sich noch während er das vom Munde Freigegebene trägt, was unweigerlich zu dem „Verrückt nach Mary“ Phänomen führt.
Auf der Insel angelangt bot sich wirklich ein beeindruckendes Bild. Auf der noch immer aktiven Vulkaninsel leben 5000 Menschen, die immerhin so berühmte Fußballer wie Ásgeir Sigurvinsson hervorbrachten. Auf diesem Vulkan-Ascheplatz kickte er zum ersten Mal einen Ball
Davon haben sie hier echt genug, Vulkanasche. Beim letzten großen Ausbruch wurde fast die ganze Insel zerstört und mit meterhoher Asche bedeckt. Jedoch wuchs die Insel auch um gut ein drittel und da die Westmänner ein hartes Volk sind, bauten sie alles wieder auf und leben weiter am Fuße eines brodelnden Vulkans, den ich natürlich besteigen musste.
Der Ausblick war wirklich herrlich, ganz winzig mein zurückgebliebenes Gefährt
Aufwärmen konnte man sich an den aus allen Ecken dampfenden Vulkanöffnungen, die sogar die Füße erhitzten
Klar dass man hier die Gelegenheit nutzte, Geröll, Sand und Hänge als Piste für den Wagen zu testen.
Ganz ehrlich, ich habe die Schwierigkeit auf rutschendem Sand zu fahren ein wenig unterschätzt.
Natürlich gab es auf der Insel neben dem dominierenden Vulkan auch andere Sehenswürdigkeiten, wie malerische Buchten mit gewaltiger Vögelei
und Heimaey, der Stadt im Atlantik
Ein ehemaliger weltberühmter Bewohner der Insel verstarb einsam in Norwegen. Keiko, besser bekannt als Free Willy. Auf der Westmännerinsel wurde der Wal auf seine Auswilderung vorbereitet, die jedoch nach jahrelanger Planung in Norwegen ein trauriges Ende fand. Aus gut informierten Quellen ist mir geflüstert worden, dass Keiko ermordet wurde. Der Höhepunkt an Mauschelei um Gelder für die Auswilderung des armen Tieres.
Die Isländer sprechen hier übrigens vom Pompeji des Nordens und graben mit einem beträchtlichen Aufwand die Überreste der Stadt von 1973 aus. Aber ich Frage mich wo hier die Aufschreie der Zukunfts-Archäologen bleiben??? Ist es nicht sinnvoller den ganzen Pröll unter der Asche zu lassen und den Archäologen im Jahre 2973 so die Möglichkeit zu bieten etwas wirklich Erstaunliches zu Tage zu bringen?!!
Zurück auf dem Festland erwartete mich...
Rrrrrrrrichtig, der Abend, aber in erster Linie wie auch auf der ersten Rundreise Gevatter Winter. Ihr habt sie schon gesehen, die Wasserfälle, die nach oben geblasen wurden. Erstaunliches gab es auch hier. Wasserfälle die gefrieren
Auch Flüsse werden vom Eis gepackt und erstarren langsam im Würgegriff des Winters.
Kein Wunder bei dauerhaften -12°
Wer bei solchen Temperaturen auf die Idee kommt, eine kurze Pinkelpause am Wegesrand einzulegen, der sei neben der Tatsache, dass das eine Sauerei ist, gewarnt.
So ein Froststau in der Harnröhre kann extrem unangenehm sein. Genauso wie ein zugeschneiter Begleiter, der Zentimeter dickes Eis an der Scheibe hatte.
Übrigens Alu-Felgen sind out, der Trend auf Island sind die Schneefelgen
Doch der Winter hat auch seine schönen Seiten. Überhaupt, ich mag den Winter - wenn er im Winter kommt.