Goða ferð!
Los geht’s! Eins der letzten Abenteuer der Menschheit wartete auf Stefan und mich. Nur mit einer auf eine Serviette aufgezeichneten Karte, die wir am Vorabend in einer Kneipe anfertigen ließen, machten wir uns auf den Weg, die Geheimnisse Islands zu erkunden.
Die erste Herausforderung stellte sich uns bereits mit der Zuteilung des Autos, dem kleinstmöglichen Gefährt Islands – einem Fiat Panda
Meine Vermieterin, ihr wisst schon, das Reh, meinte noch, wir sollen nicht „reinfahren“. Erst dachten wir, sie meint ihre Einfahrt. Als wir jedoch ihr sorgenvolle Miene sahen, dämmerte es uns, dass sie das Landesinnere meinte. Doch wir haben es sportlich genommen, ebenso wie das Wetter, dass auch mit größter Anstrengung es nicht vermochte, unseren Vulkanaufstieg bei Grabrok zu verhindern.
Da hat uns ein kleiner Schneesturm schon mehr ins Schwitzen gebracht, teilweise war die Fahrbahn nicht mehr zu erkennen.
Als wir Isländern von den lecker 30 Grad in Bonn erzählten, schauten diese ganz bedrückt und sagten, dies sei doch ungesund!! Tja, so kann man die gesunden Schneestürme besser ertragen. 30 Grad! Passt bloß auf Euch auf!!! Zurück im Tal zeigten sich uns kleine weiße Freunde, die von weit hergereist waren – Eisberge
Was denkt ihr, um wie viel sich der Meeresspiegel anheben würde, wenn sämtliches Packeis inkl. aller Eisberge schmelzen würden? OK, Knoff Hoff Gucker wissen dies natürlich. Der Meeresspiegel würde sich auf Grund der größeren Masse des gefrorenen Wassers nicht anheben.
In Glaumbær erwartete uns dann eine alte Bauernhofsiedlung,
die jedoch so verlassen war, das selbst das Museum geschlossen war.
Der Vorteil einer Reise im Mai ist, dass wenig Touristen unterwegs sind und man von den TUI Bombern verschont bleibt. Nachteilig ist, dass viele Museen und Informationsstellen erst ab Juni zur Hauptsaison aufmachen. Das diensthabende Schaf stellte sich als äußerst unkooperativ und zuweilen dumm heraus
so wie auch wir uns als dumm empfanden, die Strasse Nr. 1, die unsere Hauptstrasse sein sollte und komplett um die Insel herum geht, zu verlassen, um auf Anraten von „Reiseexperten“ an der Küste entlangzufahren. Schnee und Matsch auf einer Schotterpiste forderten alles von dem guten Panda, doch er hat uns nicht im Stich gelassen
Die Farbe war eh nicht die schönste.
Das erste Ziel der Reise war Akureyri, mit 16000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes, die Vororte Reykjaviks nicht mitgezählt, die haben zwar bis zu 20000 Bewohner, sind jedoch mittlerweile an Reykjavik herangewachsen. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Ort der Gaumenfreuden, den wir dann auch fanden
Köstliches Essen von zwei Meisterinnen ihres Fachs gezaubert
Sollte jemand von Euch mal nach Akureyri kommen und ein Hungergefühl verspüren, kann ich nur empfehlen, ins Bautin zu gehen
Gut gestärkt hatten wir uns nach der Rally Rekjavik-Akureri nun eine Erfrischung redlich verdient
Sehr schnell fielen uns hier die Autos auf, die immer wiederkehrten, ganz ähnlich dem Phänomen in der Laugavegur. Um der Sache auf den Grund zu gehen, fragten wir die Insassen eines stoppendes Auto nach dem Fahrzeugschein und den Gründen ihrer ständigen Wiederkehr
Der Verdacht bestätigte sich schnell. Auf Grund der strengen Altersbegrenzung in Kneipen ist die Strasse der Treffpunkt der Jugendlichen. In den Autos richtet es man sich häuslich ein und fährt ziellos durch die Stadt, am liebsten jedoch im Kreis in der City. Trifft man wen, so bleibt man auf der Strasse stehen und unterhält sich von Auto zu Auto. Auch schien es niemanden zu stören, wenn man über längern Zeitraum zum Teil bis zu zwei Fahrbahnen blockierte – man hatte es ja schließlich nicht eilig.
Aus Akureyri kommt Jón „Nonni“ Sveinsson, der Autor des Buches Nonni und Manni. Nonni studierte Theologie, wurde in Deutschland Pastor und starb in dem schönen Köln, wo er auch begraben wurde
Nach einem kurzen Trip zu einem Ausblick über die Stadt, ging es in die Federn, denn als Startzeit für unsere Weiterfahrt wurde 8 Uhr angesetzt.
Für einen Studenten ist das unglaublich früh, selbst die Isländer weigern sich zu solcher schlaftrunkenen Zeit die Geschäfte zu öffnen. Vor zehn Uhr läuft da gar nichts. Doch mit Justitias Hilfe ging es früh aus den Kojen, die Natur ist schließlich schon längst erwacht. Bei unserem Pensum stellten sich die frühen Abfahrten jedoch als goldrichtig heraus. Selbst die Sonne war zufrieden und sollte fortan unser treuer Begleiter sein. Noch ein letzter Blick auf die Stadt, bevor es weiter geht
Unser erstes Tagesziel sollte Húsavík sein, eine Ortschaft ganz im Norden, wo sich einem ein wunderbarer Blick auf den Atlantik bietet und man den Polarkreis vor Augen hat.
Der Ort ist auch für seine Wal-Beobachtungsfahrten berühmt, so hat man dort eine Sichtungsquote – um nicht von Trefferquote zu sprechen - von 96%. Nach kurzer Fahrt erwartete uns der Mývatn, einem See, der neben Kraterlandschaften eine Menge zu bieten hat.
So gibt es auch Pseudokrater, die entstanden, als die Lava mit dem Seewasser in Berührung kam.
Von den gewaltigen Lavamassen zeugen noch heute die erkaltete Aa Lava, ja, die heißt wirklich so, in Dimmuborgir, die vor 2300 Jahren entstand. Ein 20m dicker Lavasee staute sich damals auf und brachte das Grundwasser zum Verdampfen. Der nach oben steigende Dampf zerriss die Lava und ließ sie erstarren.
Dimmuborgir heißt „dunkle Burgen“. Man sagt, dass in dieser versteinerten Stadt Trolle hausen. Nach einer längeren Wanderung haben wir dann auch eine Troll-Wohnung gefunden. Aus Rücksicht auf die Bewohner zeigen wir die natürlich nicht. Auch ein Troll hat ein Recht auf Privatsphäre.
Unsere köstlichen Schnitten, besten Skyr – eine Art Joghurt – und einen Becher Werner-Pinhack-Gedächtnis-Saft gab es dann in Höfði, einem Park direkt am Mývatn, in dem doch tatsächlich Bäume anzutreffen waren, eine Seltenheit in Island.
Die Mücken, Mývatn-See heißt Mückensee, haben sich zum Glück noch rar gemacht, so dass wir uns in Ruhe am See für die nächsten Taten stärken konnten.
Der letzte Vulkanausbruch am Mývatn war 1975, was jedoch nicht heißen soll, dass es hier nicht mehr heiß hergeht. Überall an den Bergen steigt Dampf auf.
Dieser heiße Schlamm ist sicher nicht für eine Gesichtsmaske geeignet.
Die Dämpfe, die einen bezaubernden Schwefelgeruch verbreiteten, konnten uns nichts anhaben. Augen zu und durch.
Nach all den Erlebnissen hatten wir uns nun doch wirklich bei Sonne und 3 Grad ein Bad in einer heißen Quelle verdient. Mitten im Nichts erschien dieser wahrlich herrliche Badetempel. Bei einer Wassertemperatur zwischen 30 und 45 Grad konnte einem selbst der Nordwind nichts anhaben.
Alleine eine Poolbar fehlte. Da wir aber noch nicht am Ziel unserer zweiten Etappe waren und noch ca. 200km vor uns lagen ist es wahrscheinlich auch gut so, andernfalls wären wir dort sicher versackt. Auf dem Weg passierten wir auch Asgard, dem Peter und manchen KölnerInnen sicher bekannt als Hort guter, feucht-fröhlicher Feiern. Und das ist er sicher auch hier, so wohnt dort die germanischen Götterwelt, allen voran Odin
Mich hat der Berg ein wenig an Circus Krone erinnert.
Am späten Abend erreichten wir Egilsstaðir im Westen und hatten eine ganze Ferienwohnung mit Blick auf den See Lagarfljót für uns alleine, da wir die einzigen Gäste waren.
In der Stadt leben 2000 Menschen und es gibt einen guten Burger-Laden, ansonsten ist es hier sehr ruhig gewesen. Die zwei Tankstellen bilden den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Am nächsten Morgen ging es wieder früh los und wir haben unser Suite geräumt,
um am See entlang den ältesten Wald Islands zu sehen, der 1937 aufgeforstet wurde und sich schon ganz waldig anfühlte
Und hier mitten im Wald gibt es mehrere Internate für die Schüler aus der Region,
die sogar ein eigenes Schwimmbad haben - mit den von den Isländern so geliebten und in deutschen Schwimmbädern schmerzlich vermissten Hot Pots, den heißen Becken, die in jedem Schwimmbad zu finden sind und oft auch im Garten manchen Hauses.
Damit ihr nicht den Island-Overkill bekommt, gibt es den zweiten Teil unserer Reise von Gletschern, Geysiren und Gefällen nächste Woche.
2 Comments:
Hi Kiki!
Hast Du ja noch gut hingekriegt Deinen Reisebericht, obwohl Du während des Schreibens mit uns über skype konferieren musstest!
Bis Bald!
Sandra und Henrik
Neet schleeescht, Herr Nachbar!
Der Besuch deiner Seite bildet einen ja auch naturwissenschaftlich richtig weiter! Von Gletschern und Aa-Lava, alles was das Naturkundlerherz so begehrt!
Grüße aus der im Moment garnicht so ungesunden Heimat.
Der Horst
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