Episode II
An der Ostküste entlang Richtung Süden gelangt man durch die Ortschaften Fáskrúðfjörður, wo zwischen 1852 und 1953 bis zu 5000 französische Seeleute stationiert waren und lebten und Djúpivogur, das im 16. Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz für die Kaufleute der Hamburger Hanse war. Die Straßen, so ist diese hier wegen Erdrutsch und Steinschlag eine der gefährlichsten, waren wirklich sehr abwechslungsreich und sorgten immer wieder für den nötigen Adrenalin-Kick und machten so den teuren Alkohol quasi überflüssig.
Sehr bald zeigte sich dann der Vatnajökull, mit einer Fläche halb so groß wie Schleswig-Holstein und somit mit Abstand größter Gletscher Europas.
Die Gletscherzungen reichen bis zur Küste und winkten uns entgegen
Und dann haben wir gesehen was passiert, wenn ein Gletscher kalbt. Hausgroße Eisblöcke brechen ab und landen in dem Gletschersee Jökulsárlón, der an seiner tiefsten Stelle über 100m tief ist. Auf jeden Fall ist ja wohl klar, was einem bei dem Anblick dieser 1000e Jahre alter, reinster Eisblöcke bzw. Eiswürfel durch den Kopf geht...
Vodka-O!!! Wir haben uns natürlich Eis in Tüten mitgenommen - ich meine wirklich in Tüten, nicht im Hörnchen - , um dann ein gar köstliches Getränk an unserem nächsten Ziel, dem Örtchen Hof mit ca. 10 Einwohnern, einzunehmen.
Jedoch stellte sich das Brechen des Eises auf Grund der Dichte - der 1000e Jahre anhaltende Druck auf das Eis sorgte dafür, dass kaum noch Sauerstoff in dem Eis war - als äußerst schwer heraus.
Hof war wirklich ein nettes Dorf, so hatte es eine eigene Kirche, Baujahr 1883, samt Friedhof, der wiederum keine Kreuze hatte. Hier befand sich schon im 14. Jahrhundert eine Siedlung samt altnordischer Götter-Kultstätte, wie Ausgrabungen belegten
Die abendliche Wanderung führte zu einer Quelle frischen Wassers,
die uns von dem ortsansässigen Führer, einem sprechenden Hund, gezeigt wurde.
Auf was für Ideen die Isländer in der Nebensaison kommen!! Und die Deutschen wundern sich über 5-Euro Polen. Ich wunder mich hier über nichts mehr.
Am nächsten Morgen ging es dann natürlich früh aus den Federn, um den ein oder anderen Berg im Nationalpark Skaftafell zu bezwingen. Oben angelangt bot sich einem ein wunderbarer Blick auf den 2119 m hohen Berg Hvannadalshnjúkur, versucht es nicht auszusprechen, ich schaffe es auch nicht und den Vatnajökull, der an seiner dicksten Stelle mit über 1000m dickem Eis bedeckt ist.
Selbst hier oben mitten im Fels gibt es eine blühende Pflanzenwelt
Wenn da mal nicht die Elfen ihre Finger mit im Spiel haben. Für die Vulkanologen sei noch erwähnt, das unter dem Gletscher der Grimsvötn rumort, der erst letztes Jahr ausbrach und jederzeit für Späße bereit ist.
Nach einem Sandsturm, der ein prima Peeling für das Auto war,
erreichten wir die Ortschaft Vik, mit 300 Einwohnern das südlichste Dorf des Isländischen Festlands, die auch schon mal von heftigen, dächerabwehenden Sandstürmen erreicht wird, der alles, was sich ihm in den Weg setzt, wie Schmiergelpapier abreibt. Doch bei unserer Ankunft zeigte sich ein herrlich blauer Himmel an einem traumhaften schwarzen Lava-Strand.
Wäre es zehn Grad wärmer, man würde in die tosende Brandung springen. Jedoch ist die Brandung hier sehr gefährlich
Im letzten Jahr waren hier drei Deutsche zu sehr auf den Pfaden der Gebrüder Leichtfuß unterwegs und wollten baden. Da das Meer hier jedoch schon nach einem Meter sehr tief ist und eine starke Strömung besitzt – daher auch die großen Wellen selbst bei schwachem Wind – wurden sie von den Wellen niedergedrückt und dann aufs offene Meer gezogen. Nur einer konnte sich retten. Zum Glück waren es bei uns keine 10 Grad. So ein Atlantik kann tückisch sein.
Aber schön anzusehen waren sie schon, die anlandenden Wellen. Sehenswert sind auch die Vogelfelsen gewesen, auch wenn sie auf dem Foto eher, entschuldigt die Ausdrucksweise, wie Vogelschiß aussehen
Die sechseckigen Basaltsäulen boten sich für ein gemütliches Sonnenbad an.
Im Übrigen, rauf ist immer leichter als runter!!!
In Vik war dann auch noch ein Denkmal zu sehen, welches an die ertrunkenen deutschen Seeleute während ihrer Island-Fischfahrten erinnerte. Wenn sogar Deutsche und Franzosen bis nach Island schippern, um dort Fisch zu fangen, scheinen die Fischgründe hier sehr ertragreich zu sein. Verständlich wird einem dann auch die ablehnende Haltung zu einem EU Beitritt Islands, da dann die mühsam für den isländischen Fischfang erkämpfte 200 Meilen-Zone – die Grenzen wurden früher von anderen Staaten wie Deutschland und Frankreich, die sogar eine Kolonie gründeten, nicht akzeptiert - wieder für alle Mitgliedstaaten geöffnet werden müsste und somit eine wichtige Einnahmequelle versiegen würde. Außerdem genießen die Isländer ihre junge Autonomität, die sie nach Norwegischer, Dänischer und Britischer Herrschaft erst zum Ende des zweiten Weltkriegs erhielten.
Nicht weit von Vik, am Fuße des Mýrdalsjökull, unter dem die süße Katla schlummert, ein Vulkan, der mein Favorit für den nächsten großen Knall ist, ist der Skógafoss
Hinter diesem Wasserfall befindet sich eine Kiste mit Gold. Jedoch kommt man nicht so leicht an sie heran. Wer den Schatz möchte, muß laut der Legende folgendes tun: Man nennt seinen Sohn Þrasi - so hieß derjenige, der den Schatz versteckte und ernähre den Jungen bis zum 12 Lebensjahr mit Schafs- und Pferdemilch. Dann kann der Sohn den Schatz holen. Einmal gelang dies fast, jedoch schickte die Mutter ihren Sohn zu früh, so fand er nur den Griff der Kiste, die heute noch die Eingangstür der Kirche des Dorfes ziert.
Von oben war auch kein Schatz zu sehen
Es sollte eine feuchte letzte Etappe werden, so erschien bald der Seljalandsfoss, der sich wirklich von seiner Schokoladenseite zeigte
Und wirklich wagemutige Menschen laufen unter dem tosenden Nass hindurch
Einen Schatz gab es hier leider nicht zu entdecken.
Unser letzter Stopp war Fluðir. Die 280 Einwohner betreiben die größte Pilzzucht des Landes und auch die Küche war sehr delikat, wenn man mal von unserem Tischnachbarn absieht, der aus mir nicht ersichtlichen Gründen darauf bestand, den Inhalt seiner Nasennebenhöhlen - dem Geräusch nach zu urteilen auch Teile seines Gehirns - zum Hauptgang hinzuzufügen. Die von mir angebotene Scheibe Toast lehnte er jedoch ab. Unser abendlicher Umtrunk wurde diesmal sehr schön von der Sonne in Szene gesetzt
Trotz der zum Teil sehr abenteuerlichen Öffnungszeiten der Vin Buð, z.B. von 17-18 Uhr, gelang es uns, etwas von dem kostbaren Nass auch an unserem letzten Abend auf Reisen bereit zu halten.
Am nächsten Morgen wurde es wieder erfrischend, denn der Gullfoss stand auf dem Programm.
Auch hier konnte man Dank fehlender Aufsichtspersonen bis dato unentdeckte Stellen des Wasserfalls erkunden, die einem die Gewalt der Natur aufzeigten
Undenkbar wenn hier tatsächlich, wie Anfang des 20.Jahrhunderts geplant, ein Wasserkraftwerk entstanden wäre. Doch Dank des Einsatzes des Bauern, dem das Land gehörte und der sogar androhte, sich in den Wasserfall zu stürzen, gelang es, dieses Naturdenkmal zu erhalten. Heute ist es im Besitz des Staates.
Jetzt war ein wenig Wärme genau das Richtige und die gab es beim guten alten Geysir. Der selber will zwar nicht mehr so richtig - nur wenn man ihm Seife in den Trichter schüttet, wird hier wirklich manchmal gemacht - dafür ist der kleine Bruder Strokkur, was soviel wie Butterfass bedeutet, noch sehr aktiv
Bis zu 30m schießt er in die Höhe. Neben den Geysiren gibt es hier viele heiße Quellen, die direkt aus dem Mittelpunkt der Erde kommen und ein schönes Farbspiel bieten
Wir konnten es uns natürlich nicht nehmen, wieder in Reykjavik angekommen die Laugavegur entlang zu cruisen,
um dann bei gepflegten Getränken die Reise zu verdauen
Abends geht es dann noch mal hinaus in die Stadt, um das Nachtleben zu inspizieren.
Und das war sie auch schon, die Reise von dem Richter
und seinem Lenker